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Hier veröffentliche ich immer wieder neue, informative Artikel rund um Hundetraining und die Mensch-Hund-Beziehung

Richtig(!) mit dem Welpen, Junghund, erwachsenen Hund zu spielen, ist von unschätzbarem Wert und bringt uns ganz spielerisch in unserer Beziehung zum Hund und auch im Training enorm weiter. Im Welpentraining sollen Hund und Mensch erstmal lernen, was ein gutes Spiel auszeichnet und welche Kompetenzen beim Hund hiermit gefördert werden:

Zum einen macht es natürlich Mensch und Hund Spaß und stärkt dadurch ganz automatisch die sich gerade entwickelnde Bindung. Sich einzulassen auf ausgelassenes Tun des Gegenübers führt bei den Beteiligten zu Oxytocin-Ausschüttung, das ist das Bindungshormon, fördert das gegenseitige Vertrauen und trainiert bei Welpen und Junghunden auch die Beißhemmung.

Spiel hilft ­auch, mit Frust besser umzugehen, ein besseres Problemlöseverhalten an den Tag zu legen, sich anzupassen und Selbstvertrauen zu entwickeln. Kooperation und Fairness werden in keinem anderen Lebensbereich so unmittelbar erlernt wie im Sozialspiel.
Hunde merken auch während des Spiels, dass es ihr Verhalten ist, mit dem sie eine Situation beeinflussen können. Dies macht sie insgesamt selbstsicherer und gelassener, ja optimistischer, was der Beziehung Mensch-Hund nur guttun kann.

Echtes, „gutes“ Spiel ist gekennzeichnet durch einen ständigen Wechsel von Verhaltensweisen, die im hundlichen Alltag ebenfalls vorkommen. Beißen, Zerren, Suchen, Hinterherrennen, Verfolgtwerden, mit der Beute Davonlaufen, Balgen, Rangeln, ein ständiger Rollenwechsel, auch zärtlicher Körperkontakt.

Hierzu bietet sich das Spiel mit einem Objekt an, in das der Hund beißen darf, an dem er zerren kann. Selbstverständlich kann aber auch ohne Objekt, nur unter Einsatz des eigenen Körpers, gespielt werden und es ist durchaus hilfreich, das immer wieder mal zu tun, erfahrungsgemäß tun sich hiermit viele Menschen ziemlich schwer.

Dass Bällchenwerfen kein Spiel und zudem von vielen negativen Begleiterscheinungen gefolgt ist, ist hoffentlich inzwischen in den meisten Köpfen angekommen.

Wie motiviert man Hunde zum Spielen?

Man macht den Hund durch schnelle, „zappelnde“ Bewegungen des Spielzeugs auf dem Boden aufmerksam, wie eine Beute, die sich vom Hund wegbewegt. Hat man das Interesse soweit geweckt, dass der Hund einbeißt, bringt man seine Freude und seinen Spaß darüber zum Ausdruck und bewegt das Spielzeug gerade so stark hin und her, dass der Hund nicht wieder loslässt.

Wir können mit dem Spielzeug auch mal davonrennen, es verstecken – entweder unter unseren Beinen oder auch mal unter naheliegenden Möbelstücken, wir können mit dem Hund beim Zergeln herumbalgen, ihn an allen Körperstellen berühren, mit den Händen die Schnauze spielerisch umgreifen, mal den Hund auf den Boden legen und ihn anschließend über uns drüber krabbeln lassen. Ein ständiger Rollenwechsel kennzeichnet gutes Spiel und ist auch bei Hunden untereinander zu beobachten. Es macht flexibel und schult das schnelle Einstellen auf neue, unterschiedliche Situationen.

Jeder darf mal „gewinnen“, sprich das Spielzeug erbeuten. Ein Hund, der sein Spielzeug triumphierend davonträgt, ist nicht dominant, sondern hat gerade jede Menge Spaß! Auch Hunde­eltern beharren nicht immer auf ihrer Position und lassen auch einmal die Jungspunde gewinnen.
Allerdings sollte der Hund sich gut kontrollieren lernen. Dreht er zu stark hoch, wird das Spiel unterbrochen und erst neu begonnen, wenn Ruhe eingekehrt ist.

Auch das Auslassen des Gegenstandes sollte immer wieder einfließen. Hierzu einfach den Gegenstand aus der Schnauze nehmen – nicht herausreißen, sondern mit einem ernst ausgesprochenen Kommando aus der Schnauze nehmen, evtl. die Schnauze von oben öffnen. Dann ist kurz Pause, den Hund mit der anderen Hand blockieren, bis er versteht, dass er innehalten soll und sich zurücknimmt. Hunde, die sich schwertun mit dem Auslassen, vor dem Aus-Kommando am Halsband oder Geschirr festhalten, den Zug auf das Spielzeug völlig beenden. Die Beute soll gefühlt wie „tot“ im Maul liegen, dann lassen Hunde erfahrungsgemäß eher los.
Die Belohnung fürs Auslassen ist dann das Weiterspielen, sodass „Aus“ nicht bedeutet, dass der Spaß vorbei ist!

Im Spiel lernen auch wir Menschen, die Erregungslage des Hundes zu steuern. Das kommt uns auch später zugute, wenn Erregungslagen mit anderer Motivation reguliert werden sollen, wie z.B. jagdliche oder auch aggressiv getönte Erregung, wie z.B. beim potenziellen Pöbeln an der Leine.

Auch in der Pubertät werden wir die positiven Folgen von häufigem Hund-Mensch-Spiel bemerken: Ein Hund, der gelernt hat, dass er auch mit seinem Menschen jede Menge Spaß haben kann, wird in dieser schwierigen Phase deutlich ansprechbarer sein, nicht zwanghaft zu jedem anderen Hund hinwollen, freudige Kooperationsbereitschaft auch jetzt mit dem Menschen zeigen, wenn normalerweise die Ohren ziemlich auf Durchzug geschaltet sind. Es ist sehr wichtig, mindestens ebenso lang und häufig mit dem Welpen und Junghund zu spielen, wie dieser mit anderen Hunden spielen darf. So bleibt die Wertigkeit der unterschiedlichen Sozialpartner für den Hund in einer gesunden Waage.

Und noch ein interessanter Nebeneffekt von Spiel im Training: Es fördert das Abspeichern von zuvor Gelerntem!

Nadja Affenzeller hat genau dies in einer Studie herausgefunden: Spiel zum Abschluss einer Trainings- und Lernsituation verankert das Gelernte sehr viel besser im Gedächtnis, macht die Lernkurve merkbar steiler.

Da hat man jahrelang davon geträumt – einen Hund zu haben, mit ihm die Natur zu erkunden, innige Zweisamkeit zu spüren, Blicke zu wechseln, sich blind zu verstehen, die Liebe eines Tieres zu besitzen, das einem die eigenen Mühen und Anstrengungen vielfach zurück gibt. Und nun das…
Der Hund pöbelt, zerrt, jagt, klaut, ist ungehorsam, ignorant, mega anstrengend und fordernd, haart, macht Dreck, gräbt den Garten um, nagt Dinge an, kann nicht allein bleiben. Oder er hat immer und überall Angst, jede Unternehmung wird zum stressigen Spießrutenlauf. Vielleicht ist er auch chronisch oder häufig krank, man vergeht in dauernder Sorge, zahlt Unsummen beim Tierarzt. Oder er beißt gar? Ist eine Gefahr für mich und meine Umwelt?
Irgendwas ist sicher dabei, in dem ihr euch und euren Hund wiederfindet. Trotz Training, Erziehung, Mühen und Anstrengungen ist er nicht perfekt, erschwert euch das Leben und manchmal ist euch alles einfach nur zu viel und ihr würdet am liebsten nur die Decke über den Kopf ziehen und alles ausblenden.
DAS IST NORMAL! Auch wenn euch eure Träume und Vorstellungen im Vorfeld dies nicht gezeigt haben. Es gibt keinen perfekten Hund, genau wie es nicht den perfekten Menschen gibt. Wie wir mit diesen Macken, Mühen des Alltags, Schwierigkeiten umgehen, liegt zuallererst einmal an uns, an unserer Einstellung, ob es uns gelingt, Negatives auszublenden oder zumindest zu relativieren und Positives für uns in den Focus zu rücken, und darauf zu konzentrieren.

Wer ein bisschen in Psychologie bewandert ist, kennt sicherlich die Experimente von Robert Rosenthal und den sogenannten Rosenthal-Effekt, in anderen Worten, das Prinzip der self-fulfilling prophecy. Bei diesen Experimenten wurde Lehrern gesagt, dass bestimmte (tatsächlich aber völlig willkürlich ausgewählte) Schüler vor einem großen Entwicklungsschub stünden. Die darauffolgende Erwartungshaltung der Lehrer (und unbewusste Andersbehandlung dieser Schüler) führte dazu, dass sich genau bei jenen Schülern eine stark überdurchschnittliche positive Entwicklung mit Steigerung des IQ um 20 % und mehr einstellte. Übertragen auf unsere Hunde können wir davon ausgehen, dass auch diese sich viel besser, schneller, positiver entwickeln und ausbilden lassen werden, wenn wir es ihnen zutrauen, an sie glauben, das Positive im Blick haben und ihnen und ihren Fähigkeiten wohlwollend gegenüber stehen.

Wie schaffen wir nun genau das?

1.)  Nicht probieren, sondern TUN!
Wenn wir etwas beim Hund erreichen wollen, ein Verhalten abstellen oder eines erzeugen möchten, müssen wir dies in aller Bestimmtheit und innerer Fokussiertheit einfordern. Es ist nicht schlimm, hierbei auch mal einen Fehler zu machen,  übers Ziel hinauszuschießen, Hunde sind fehlertolerant, viel schlimmer ist es, immer zu zaudern, zu überlegen, abzuwägen, welche Handlung beim Hund wohl welche Folgen nach sich ziehen könnte oder ob sie überhaupt zum Erfolg führen wird. Der Hund spürt unsere innere Haltung, die sich durch äußere Körpersignale spiegelt, aber andersherum auch unterstützen lässt. Steht aufrecht und fest, agiert flüssig und spontan, so werdet ihr auch für eure Hunde zum glaubwürdigen Anführer und Anker im Alltag.

2.) Den Hund akzeptieren
Die Verhaltensweisen des Hundes, die uns im Alltag stören, sind NIE böse Absicht. Der Hund agiert aufgrund seiner Instinkte, seiner Habituation und Sozialisation und seiner Gene – wo der eine Hund sich vorbildlich verhält, kann der andere aufgrund ebenjener Voraussetzungen zum momentanen Zeitpunkt (noch) nicht anders. Was er tut, ist fast immer normales Verhalten, das nur UNS stört. Es ist insofern sinnlos, wütend auf ihn zu sein und zeugt nur davon, dass wir mit falschen Erwartungen an den Hund und die Hundehaltung herangehen. Das heißt nun nicht, dass wir nichts dagegen unternehmen – siehe 1.). Aber eben im Idealfall in einer neutralen  bzw. positiven Haltung und in innerer Erwartung der Veränderung. Oder aber nach 3.)

3.) Es muss nicht alles perfekt sein.
Manchmal tut man sich einen gemeinsamen Gefallen, Verhalten einfach nur zu managen. Sei es der Maulkorb, die Schleppleine, das Halti, der Hundesitter, der tagsüber nach dem Hund schaut, das Trenngitter in der Wohnung, oder das Vermeiden von Situationen, in denen der Hund pöbelt oder Angst hat. Auch medikamentöse Unterstützung kann manchmal Sinn machen. Dies dann nicht als Misserfolg oder Versagen einzuordnen sondern anzunehmen als „Ja, so geht es uns gemeinsam besser“, ist wieder ein Prozess der inneren Haltung und verändert auch das Außen.

4.) Stellt innere Monologe ab und seid kongruent!
Innere Monologe im Umgang mit unseren Hunden sind häufig negativ. Das spiegelt sich im Außen, ihr seid nicht glaubwürdig für den Hund in dem, was ihr gerade von ihm fordert, da zaudernd, nicht „kongruent“. Kongruent zu sein bedeutet, im Umgang mit dem Hund diesem »auf allen Kanälen« nur eine einzige Botschaft zu geben. Körperhaltung, Stimme, Handlung müssen zusammenpassen und eben bestimmt das Ziel vor Augen haben. Beginnt, wie ein Hund zu denken, nämlich in Bildern. Als Beispiel: Wenn ihr am Zaun mit dem pöbelnden Nachbarshund vorbei wollt und fürchtet, dass auch euer Hund wieder beginnt zu pöbeln, blendet diese Gedanken aus, stellt den inneren Monolog ab: „jetzt beginnt er gleich wieder in die Leine zu springen, das wird total unangenehm und peinlich, hoffentlich kann ich ihn halten und wieder beruhigen…“  und fokussiert euch auf’s Ziel, stellt euch bildlich vor, wohin ihr jetzt wie laufen werdet und richtet euren Blick darauf, nicht auf euren Hund und auch nicht auf den Nachbarshund. Manchmal kann es auch hilfreich sein, laut und in ganzen Sätzen dem Hund mitzuteilen, was jetzt zusammen getan wird; durch eine solche bestimmte Aussage sind wir auch körpersprachlich klarer und auf das Ziel hingewandt. Und dann seid ihr kongruent und für euren Hund glaubwürdig. Das heißt nicht, dass damit alle Probleme plötzlich behoben sind, aber oft hilft dies wirklich enorm weiter.

5.) Seid begeistert von eurem Hund und genießt ihn!
Was kann er gut, was macht euch gemeinsam Spaß? Ist er ein toller Gefährte für eure Kinder? Liebt er und ihr die gemeinsamen Schmusestunden? Machen euch die gemeinsamen Streifzüge durch die Natur ruhig und glücklich? Kommt ein gemeinsamer Sport in Frage, für den ihr euch begeistern könnt? Ist er einfach nur ein ruhiger Anker im Haus nach einem anstrengenden Tag? Habt ihr einen schönen Hund? Tut euch sein reiner Anblick gut? Kommt er gut mit anderen Hunden klar, ist souverän und kommuniziert gut? Oder ist er menschenfreundlich und ihr könntet zusammen Senioren, Behinderte, Kinder beglücken?
Ich bin mir sicher, ihr findet IRGENDETWAS im Alltag mit eurem Hund, das euch Freude und glücklich macht! Dann lenkt hierauf euren Blick!
Macht doch mal eine Liste über all die positive Dinge im Zusammenleben mit Hund und wie ihr diese fördern, stärken und mehr Gewicht darauf legen könnt, um einfach noch mehr Genuss zusammen zu erleben.

6.) Gönnt euch Entspannung und eine Pause!
Selbstkontrolle ist eine endliche Ressource des Gehirns und steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Bevor der Akku leer ist, solltet ihr abschalten. Dazu kann es sinnvoll sein, sich auch mal eine Pause vom Hund zu gönnen. Bindet Familienmitglieder ein, beauftragt den Gassi-Gänger, macht mal Urlaub ohne Hund, eine Unternehmung ohne Hund. Danach seid ihr wieder besser in der Lage, schwierigen Situationen mit einem Lächeln zu begegnen!

Fast jeder Welpenbesitzer kennt es: Besonders sehr junge Welpen sind anfangs kaum dazu zu bewegen, das neue Zuhause mit ihrem Menschen für eine Gassi-Runde zu verlassen. Sie setzen sich einfach hin und sind auch durch gutes Zureden, Locken mit Leckerchen, Zug an der Leine etc. kaum vorwärtszubewegen

Das ist erst mal völlig normales Welpenverhalten! Ein Welpe in der freien Natur, egal ob Wolf, wilder Hund oder Straßenhund, verlässt in den ersten drei bis vier Monaten den unmittelbaren Raum um seine Wurfstätte nicht, auch nicht zusammen mit erwachsenen Rudelmitgliedern. Die Kleinen haben eine sogenannte „Ortsbindung“, was die Natur gut eingerichtet hat, denn rund um die Wurfhöhle ist es am sichersten. Würden sie mit ihren erwachsenen Artgenossen gleich mitziehen auf Jagd oder Futtersuche, wären sie dem körperlich ohnehin noch nicht gewachsen, würden wohl abgehängt und wären dann ganz allein der gefahrvollen Umwelt ausgeliefert, womöglich sogar dem Tod preisgegeben.

Unsere Haushunde sind zwar schon lange domestiziert, aber manchmal kommen doch noch ein paar Ur-Gene durch.  Warum auch sollten sie sich unnötig in Gefahr begeben.

Nun könnte man natürlich einfach mit dem Welpen zu Hause bleiben, ihn sich im heimischen Garten lösen lassen und schlicht abwarten, bis der Radius von selbst größer wird und der Welpe sich traut, hinauszugehen in die große weite Welt. Das kann man in den ca. ersten 7 Tagen, nachdem der Welpe eingezogen ist, auch durchaus tun, sofern man einen passenden Garten hat, denn in dieser Anfangszeit ist ohnehin alles neu und die Eindrücke im neuen Zuhause ausreichend viele, um die Entwicklung des Welpen voranzubringen. Dann aber sollte man definitiv seinen Radius mit Hund erweitern, um die sensible Phase des Welpen, in der er extrem gut an die Umwelt, Dinge, Menschen, Tiere gewöhnt werden kann und schnell und nachhaltig lernt, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Alles, was der Hund erst im Junghundehalter oder noch später kennenlernt, wird tendenziell nämlich sonst zeitlebens Angst erzeugen, was den Alltag mit Hund sehr erschweren kann.

Bei den meisten Welpen hilft es schon, wenn man sie ganz einfach die ersten fünfzig bis hundert Meter trägt und sie dann auf den Boden setzt. Ganz viele Welpen haben dann kein Problem mehr mit dem Gassi gehen. Wenn man den Welpen jedes Mal ein bis zwei Meter kürzer trägt, wird er sehr bald direkt von zuhause loslaufen. Auch mit dem Auto kann man immer wieder mal rausfahren, an neue Orte in der Natur, wo man auch den sogenannten „Bindungsspaziergang“ gut einfließen lassen kann. Zudem wird der Welpe so auch gleich das Autofahren gewohnt.

Allerdings gibt es auch Exemplare, die sich auch weiter weg von Zuhause schlicht hinsetzen und nicht wirklich laufen möchten. Hier heißt es Geduld haben, manche Individuen sind dermaßen von den vielen Umwelteindrücken erschlagen, so beschäftigt damit, alles in sich aufzusaugen, dass sie eine koordinierte motorische Leistung wie das Gehen nicht auch noch gleichzeitig zu Stande bringen. Dann bringt man am besten Zeit mit, lässt den Welpen einfach schauen und schnuppern und bestätigt jedes kleine Vorwärtsgehen sofort mit Lob und einem Leckerchen. Nach angemessener Dauer des Aufsaugens der Umwelteindrücke kann man ihn schlicht wieder nach Hause tragen. Das Ziel der Umweltgewöhnung wird auch so erreicht und für Toben und Lösen bleibt ja der heimische Garten.

Bei sehr hartnäckigen Sitzenbleibern, die auch nach Tagen keine Anstalten machen, mit ihrem Menschen weiterzugehen, kann es helfen, die Leine ganz lang zu machen, einen leichten Zug aufzubauen, dort hinzuschauen, wohin man laufen möchte und einfach mal zu warten, bis dem Zwerg der Zug der Leine und die fehlende Aufmerksamkeit seines Menschen zu blöd wird und er doch mal ein paar Schrittchen in dessen Richtung läuft. Dann sofort loben und füttern und schauen, wie lange das Glück anhält, bevor man die Strategie wiederholen muss. Wichtig ist bei so hartnäckigen Welpen tatsächlich, dem Verhalten so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken, denn für viele Hunde ist Aufmerksamkeit – sogar negative in Form von Schimpfen – besser wie nichts und insofern eine Belohnung des vorangegangenen Verhaltens.

Kaum ein Welpe/Junghund wird dauerhaft ungern Gassi gehen, das Phänomen löst sich irgendwann in Wohlgefallen auf und den gemeinsamen Spaziergängen steht dann nichts mehr im Wege. Hier gilt es dann, ein bisschen die Waage zu halten zwischen sinnvoller Auslastung, die auch dem Muskelaufbau und Schulung der Koordination dient und auf der anderen Seite eventueller körperlicher Überforderung des Welpen, die sich im dümmsten Fall in Verletzungsanfälligkeit oder späteren Problemen des Bewegungsapparats manifestieren kann. Die 5-Minuten-Regel (pro Spaziergang 5 Minuten Laufzeit pro Lebensmonat) ist zwar extrem vorsichtig und im Grunde auch veraltet: sie wird besonders bewegungsfreudigen Rassen nicht gerecht. Dennoch sollte man im Wachstum eine Überforderung des jungen Hundes wie beispielsweise durch Joggen, Radfahren, Ausreiten, Ballspielen oder auch ewiges Toben mit anderen, v.a. auch älteren Hunden vermeiden!

 

  • Die Belohnung ist für den Hund gar keine.
    Hunde sind Opportunisten. Sie kooperieren nicht aus Dankbarkeit, sondern, weil sie sich einen Nutzen davon versprechen. Deshalb arbeiten wir bei der operanten Konditionierung über Belohnung für ein erwünschtes Verhalten (oder Bestrafung für ein unerwünschtes).
    Was eine Belohnung ist, hängt aber von der Vorstellung des Hundes ab, nicht von unserer. Und zudem von seinen Haltungsbedingungen. Belohnen kann man nur mit knappen Ressourcen. Ein Hund, dem Futter ganztägig zur Verfügung steht oder der vollgefressen zum Training erscheint, lässt sich nur schwer mit einem Leckerchen zu einer ihm eher gleichgültigen Aufgabe motivieren. Ein Hund, der ganztags mit Liebe und Streicheleinheiten überschüttet wird, schenkt einem belohnenden Kraulen nur wenig Aufmerksamkeit. Ein Hund, der nie gelernt hat, mit Menschen zu spielen, wird auf ein Zerrspiel zur Belohnung kaum anspringen.

  • Der Hund hat gelernt, dass es bessere Alternativen gibt als das Befolgen des Kommandos.
    Hunde sind nicht blöd. Sie wägen durchaus ab, was ihnen in der Einzelsituation wichtiger ist. Die Jagd nach dem Hasen am Horizont beispielsweise ist vielen Hunden wichtiger als das Stück Schinkenwurst, das es üblicherweise beim Befolgen des Rückrufs gibt. Besonders dann, wenn sie schon öfter die Erfahrung machen konnten, dass sie die Wahl haben, dass ihr Mensch machtlos oder eben inkonsequent ist, wenn sie eigene Entscheidungen treffen.
    Es empfiehlt sich deshalb, nach dem grundsätzlichen Erlernen eines Kommandos dieses abzusichern, also dem Hund keine Chance zu geben, Fehler zu machen und durch anhaltendes Training zu verstehen zu geben, dass Nichtbefolgen des Kommandos auch keine Alternative ist. Im Falle des Hasens bzw. Rückrufs geht das gut mit einer Schleppleine, die lange, bis über die Pubertät hinaus, eingesetzt werden sollte, mindestens wenn die Ablenkung des Hundes durch Außenreize ziemlich hoch ist oder plötzlich ziemlich hoch werden kann.

  • Der Mensch ist häufig inkonsequent.
    Besonders beim Erlernen der Leinenführigkeit ein Problem. Mal kommt der Hund mit seinem Leineziehen vorwärts (und belohnt sich somit selbst fürs Ziehen), mal besteht der Mensch auf lockerer Leine und Aufmerksamkeit. Das ist für Hunde nicht nachvollziehbar und ein Konzept im Kopf von „Leine = gemeinsam“ kann sich so nicht herausbilden. Hier kann es weiterhelfen, einen „Freizeitmodus“ (am Geschirr => Hund darf auch mal etwas ziehen) und einen „Arbeitsmodus“ (am Halsband => hundertprozentige Konsequenz von Seiten des Hundehalters) zu etablieren und den Arbeitsmodus zeitlich und von der Ablenkung her immer mehr auszudehnen.
    Anderes Beispiel: Der Mensch hat ein Sitz verlangt vor dem Hinstellen des Napfes und der Hund löst das Kommando ohne Freigabe auf oder setzt sich erst gar nicht. Nun muss eben mit aller Konsequenz darauf geachtet werden, dass der Hund das Kommando doch noch wie gewünscht ausführt. Hat man keine Zeit oder keinen Nerv in der jeweiligen Situation für eine unter Umständen längere Diskussion mit dem Hund, dann verlangt man eben einfach mal kein „Sitz“.
  • Das Timing stimmt nicht.
    Belohnung und selbstverständlich auch Bestrafung wirken beim Hund nur dann als solche, wenn sie innerhalb von 2 Sekunden nach der Handlung erfolgen, ideal ist ein Zeitraum unter einer Sekunde. Alles, was später erfolgt, ist im Falle der Belohnung schlicht nutzlos, bei Bestrafung kann man sich vorstellen, welche Auswirkungen eine negative Einwirkung, bei der der Hunde keinen Sinn und Grund erkennen kann, auf Vertrauen und Bindung haben wird. Die Mär vom „schlechten Gewissen“, wenn der Besitzer nach Hause kommt und eventuelle Zerstörungen etc. durch den Hund auffindet, hält sich leider immer noch, dabei hat der Hund meist nur gelernt, dass Ärger droht, wenn bestimmte Sachverhalte beim Zurückkehren des Besitzers zusammen kommen (Körpersprache des Besitzers etc.). Für präzise, wirksame, zeitnahe Belohnung ist ein Markersignal, z.B. Clicker oder auch gut aufgebautes Lobwort extrem hilfreich – dies kündigt zeitnah die „echte Belohnung“ an und verschafft dem Hund damit innerhalb der magischen zwei Sekunden die nötige Dopaminausschüttung (=Belohnungshormon ) für erwünschtes Verhalten.
  • Zu wenig Wiederholungen.
    Neue Verhaltensweisen lernt unser Hund dadurch, dass sie vielfach wiederholt werden, und zwar über viele Tage verteilt und mit ausreichenden Pausen und in nur kurzen Lerneinheiten. Pausen zwischen den Lerneinheiten von mindestens 10 Minuten sind elementar, gerade in den Pausen wird abgespeichert, ins Langzeitgedächtnis verschoben etc.
    Wie viele Wiederholungen es sein müssen, ist sehr umstritten. Von nur ganz wenigen bis zu Tausenden hört man so allerlei, die Wahrheit dürfte sein, dass dies völlig individuell ist und auch stark vom Trainingsinhalt abhängt.
    Auf jeden Fall muss der Hund das Verhalten erst einmal kennen lernen, danach mit einem Signalwort verknüpfen, dann an unterschiedlichen Orten lernen und unter unterschiedlichsten Umständen festigen. Und letztlich eben auch immer wieder auffrischen. Damit sind wir dann auch schon bei 6.)
  • Fehlende Generalisierung.
    Neugelerntes muss in allen möglichen Umgebungen und Kontexten wiederholt werden, um Bedeutung zu erlangen, generalisiert zu werden. In neuer Umgebung sollte man gern wieder einen Trainingsschritt zurückgehen, denn Hunde lernen kontextbezogen, können das Kommando unter Umständen also hier noch gar nicht verstehen. Der Hund ist nicht „stur“, wenn er auf Kommando „Fuß“ in der Stadtmitte nicht, wie vom Hundeplatz gewohnt, perfekt am Bein geht, sondern weiß schlicht nicht, was wir von ihm wollen, weil er die komplette bisherige Trainingssituation, die örtlichen Umstände, ja sogar die anwesenden anderen Personen, Hunde und Gerüche als Signal für das Verhalten mit verknüpft hat. Erst beharrliches Üben in immer wieder unterschiedlichen Situationen hilft ihm, bedeutende von unbedeutenden Begleitumständen zu unterscheiden.
  • Motivation: zu wenig, zu hoch, konkurrierende…
    Das hängt natürlich eng mit dem Belohnungsthema im ersten Punkt zusammen – die Belohnung muss so gewählt werden, dass sie den Hund tatsächlich zur Mitarbeit motiviert. Zu beachten ist aber auch, dass sogenannte konkurrierende Motivationen dem Lernen abträglich sind. Hat der Hund also gerade ein starkes, unerfülltes Grundbedürfnis (z.B. sich lösen zu müssen, bewegen zu wollen oder Durst zu haben), werden wir mit der von uns beispielsweise als Motivation beabsichtigen Futterbelohnung wenig ausrichten. Gewisse Grundbedürfnisse sollten also VOR dem Training gestillt sein.
    Aber auch zu hohe Motivation macht den Hund unter Umständen weniger lernfähig. Wenn die Erregung durch die lockende Belohnung ZU stark ist, können Hunde nicht mehr denken. Extrem verfressenen Hunden tut es deshalb im Training unter Umständen gut, nur mit schnödem Trockenfutter belohnt zu werden, einem sehr beuteaffinen Hund kann ein Zerrspiel als Belohnung zu viel an Motivation sein und sollte durch Futter oder soziale Zuwendung ersetzt werden. Auch den Hund vor dem Training regelrecht hungern zu lassen, kann zum einen zu Konzentrationsschwäche, zum anderen zu Übermotivation führen.
  • Nicht genügend Ruhe / Schlaf.
    Für das Erinnerungsvermögen und die Gedächtniskonsolidierung ist eine ausreichende Menge Schlaf äußerst wichtig. Schlafmangel führt dazu, dass Lerninhalte schlechter gespeichert und abgerufen werden können. Besonders die Tief- und Traumschlafphasen scheinen wichtig für die Gedächtniskonsolidierung zu sein. „Hibbelhunde“ und „Kletten“, die ihre Menschen ständig in der Wohnung verfolgen, müssen also unter Umständen auch mal zur Ruhe „gezwungen“ werden. Es kann auch Sinn machen, am Abend vor dem nächtlichen Tiefschlaf das Gelernte nochmals kurz zu wiederholen.
  • Zu hohe Ablenkung.
    Was für den einzelnen Hund Ablenkung ist, ist nun auch wieder ganz individuell. Ein passionierter Mäusejäger lernt auf der von Mauselöchern übersäten Wiese wohl kaum was. Der pubertierende Jungrüde ist im Gruppentraining evtl. von der Anwesenheit der anderen Hunde völlig überfordert. Der geräuschempfindliche Hund aus dem Tierschutz kann sich auf einem Hundeplatz in Autobahnnähe wohl kaum konzentrieren. Zur Generalisierung von bereits sicher Gelerntem dürfen solche Orte natürlich gerne bewusst aufgesucht werden, aber für die Anfänge eines zu lernenden Verhaltens sollte der Trainingsort möglichst ablenkungsfrei sein.
  • Schlechte Beziehung zwischen Hund und Mensch.
    Vertrauen und Bindung auf der einen Seite, aber auch die Balance zu Autorität und Status auf der anderen Seite sind beeinflussende Faktoren für Aufmerksamkeit und Motivation. Ein Hund, der seinen Halter nicht ernst nimmt oder ihm nicht vertraut, wird ihm auch nicht adäquat „zuhören“ und damit schlechter lernen. Wie diese Balance herzustellen ist, füllt definitiv mindestens einen weiteren umfangreichen Artikel 😉.
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